4. AUSGRABUNGSSTÄTTEN: MILET, DYDIMA, EPHESOS & EUROMOS

 

Zunächst kurz ein paar geschichtliche Infos (aus: Bussmann & Tröger - Türkei  Mittelmeerküste; Michael Müller Verlag)

Ab dem 11. Jh. vor Chr. lassen sich vermehrt griechische Kolonisten  (Äolier, Ioner und Dorer) an den Küsten Kleinasiens nieder und treten in Konkurrenz zu den heimischen Stämmen der leleger, Karar, Phryger, Lykier, Lyder u.a. Ab 545 v. Chr. dringen die Perser bis zur Ägäisküste vor, ziehen sich aber ab 479 v. Chr. wieder nach Osten zurück. 334/333 v.Chr. erobert Alexander der Große Kleinasien. Damit beginnt die Hellenistische Zeit, die bis zur römischen Kaiserzeit, Mitte des 2. Jh. v. Chr. andauert und gewaltige Kulturleistungen hervorbringt. 31 v. Chr. siegt Octavian, der spätere Kaiser Augustus, über die Flotte Mark Antons. Ab diesem Zeitpunkt beginnt eine 250 Jahre andauernde Friedensepoche im Römischen Reich. In dieser Zeit durchdringt die römische Kultur  alle Städte Kleinasiens. Tempel, Prachtstraßen, Theater, Aquädukte usw. entstehen in großer Zahl. Zum Teil werden auch die bestehenden hellenistischen Bauwerke erweitert oder umgebaut.

Milet :

Milet wurde vermutlich im 16. Jh. v. Chr. von kretischen Siedlern gegründet. Im 6. Jh. erreichte die Stadt einen Höhepunkt und wurde geistiges Zentrum, bevorzugter Hafen und Handelsplatz Ioniens. Unter römischer Herrschaft erlebte die Stadt ihre letzte Blüte. 

Hatte die Stadt einst vier Häfen und 80000 Einwohner, kam es schon in byzantinischer zeit zu einem Rückgang. Der endgültige Niedergang der Stadt kam mit der Verlandung des Hafens im 17. Jh. Nach einem Erdbeben im Jahre 1955 lebt heute dort niemand mehr. Das nächste Dorf liegt einige km weiter südlich.

Die Ruinen zeugen aber noch von einstiger Größe und Blüte. Vor allem im Frühjahr, wenn überall das Grün hervor sprießt und die vielen Blumen ihre  Blütenpracht zeigen ist es wunderschön in den alten Gemäuern herumzulaufen. Wir waren um die Mittagszeit dort, zwei Besucherbusse waren gerade wieder abgefahren und wir hatten das ganze Gelände für uns alleine!

(aus: Bussmann & Tröger - Türkei  Mittelmeerküste; Michael Müller Verlag)

Das Theater, eines der größten Kleinasiens, wurde unter Kaiser Trajan (97 - 117 n. Chr.) auf den Fundamenten eines hellenistischen Theaters errichtet. Es bot zwischen 15000 und 25000 Menschen Platz. 

Blick vom Theater nach Westen. Wo einst das Mittelmeer war sind heute große Baumwollfelder. Im Frühling sind diese feucht und sumpfig, was viele Vögel anzieht. So lohnt sich ein Besuch der Ruinenstadt nicht nur für archäologisch interessierte Besucher. Auch Ornis kommen hier auf ihre Kosten. Wir konnten in der Umgebung etliche Vogelarten beobachten. Auf dem Gelände selbst tummeln sich u. a. Weidensperlinge, Grauortolane und Felsenkleiber.

...auf den Stufen des Theaters...

....und hinter dem Theater: ein Grauortolan!

Großes Hafenmonument - das große Hafenmonument wurde nach den erhaltenen Teilen versuchsweise rekonstruiert. Das Monument wurde von der Stadt Milet entweder für die Verdienste des Pompeius im Seeräuberkrieg (um 67 v. Chr.) oder für den Sieg des Augustus über Antonius und Kleopatra in der Schlacht von Aktium (31 v. Chr.) gestiftet.

 

Im Hintergrund sieht man: links überschwemmt: das Delphinion; rechts daneben: Reste einer monumentalen Brunnenanlage; weiter rechts: die Reste einer Stoa (Säulenhalle) ionischer Ordnung. Davor überschwemmt: die Nordagora.

Im Hintergrund links die Ilyas Bey Moschee aus dem Jahre 1404.

Überall auf den Steinen findet man Hardungs - Echsen aus der Familie der Agamen

Hardung

 

Diese europäische Wasserschildkröte fühlte sich in dem feuchten Gelände auch recht wohl. Sie stank allerdings bestialisch!

 

Didyma :

Das Didymaion, die größte antike Tempelanlage der Türkei, beherbergte die bedeutendste Orakelstätte Kleinasiens. Im Ansehen rangierte diese unmittelbar hinter dem Orakel von Delphi. Der Tempelbezirk wurde von Milet aus verwaltet und war mit diesem durch eine 16 km lange, statuengeschmückte "heilige Straße" verbunden.  (aus: Bussmann & Tröger - Türkei  Mittelmeerküste; Michael Müller Verlag)

Der Tempel ist eine gewaltige Anlage. Die Säulen ragen 20 m hoch auf. Der erste Tempelbau stammt vermutlich schon im 11. Jh. vor Chr. dort. Nach mehreren Zerstörungen sollte im 4. Jh. v. Chr. ein Wald von 122 Säulen entstehen. Der Tempel wurde allerdings in diesen Ausmaßen nicht vollendet.

...auch umgestürzt haben die Säulenstücke noch riesige Ausmaße.

  Gorgonenhaupt

 

Am Menderes

Der Menderes (Großer Mäander) ist ein Flusslauf der eine fruchtbare Ebene schafft. Auf weiten Feldern wachsen hier Feigen, Baumwolle, Granatäpfel, Zitrusfrüchte, Pfirsiche, Tabak, Oliven, Äpfel, Melonen etc.  Auf der Fahrt von Milet nach Ephesos - unserem nächsten Ziel - fuhren wir noch zum Delta dieses Flusses, in der Hoffnung einen Graufischer oder Braunliest zu sehen (was uns aber leider nicht glückte). 

An einer Brücke über den Fluss konnten wir aber ein anderes, spektakuläres Schauspiel beobachten:

... über uns kreisten mindestens 150 Nachtreiher!

Weidensperlinge im Schilf

 

In Akköy, einem kleinen Ort südlich von Milet findet sich eine Kolonie von Rötelfalken!

 

Das Delta des Großen Mäanders in der Nähe von Karine - nicht weit westlich von hier  - im Hintergrund rechts schwach erkennbar - liegt übrigens die griechische Insel Samos.

Ephesos:

Ephesos war schon eine Weltstadt, als Athen noch tiefste Provinz und Rom noch nicht einmal gegründet war. Den Grundstein legten ionische Siedler im 11. Jh. v. Chr. In ihren besten Zeiten zählte die Stadt 250.000 Einwohner. Es war die reichste Stadt Kleinasiens, das Tor nach Anatolien und Persien. Ephesos war auch das Zentrum der Artemisverehrung. Der Artemistempel (600 - 400 v. Chr. erbaut, auf diesem Plan nicht zu sehen und heute weitgehend untergegangen: nur eine einzige Säule ragt in den Himmel) zählte zu den sieben Weltwundern.   Das Stadtgebiet, das früher rund um den Artemistempel lag, wurde vermutlich von Lysimachos, einem der Feldherren Alexander des Großen und Herrscher von Pergamon, um 294 v. Chr. zum heutigen Standort verlegt. 133 v. Chr. fiel Ephesos an die Römer und wurde bald darauf Hauptstadt der Provinz Asia. Die Stadt entwickelte sich alsdann zu ihrer vollen Größe. Die meisten Ausgrabungsstücke fallen in diese Zeit. 262 n. Chr. verwüsteten die Goten die Stadt. Das gleiche Schicksal wie Milet traf dann bald auch Ephesos: Der Hafen versandete und damit endete die Bedeutung der Stadt. Im 7. Jh. wurde sie schließlich aufgegeben.

(aus: Bussmann & Tröger - Türkei  Mittelmeerküste; Michael Müller Verlag)

Von der oberen Agora (Staats - Agora) führt die Kuretenstraße zur Celsusbibliothek.

Die Celsusbibliothek, 135 n. Chr. erbaut, war ein zweistöckiger Bau mit umlaufender Galerie in der ersten Etage. Aus 850 Originalbausteinen wurde von 1970 an in achtjähriger Bauzeit die Fassade von einem österreichischen Archäologenteam rekonstruiert.

 

Detailaufnahmen der Fassade

Hadrianstempel (135 n. Chr.)

Das große Theater, ursprünglich ein hellenistischer Bau aus der Zeit um 270 v. Chr., wurde unter den römischen Kaisern Claudius und Trajan auf die heutige Größe erweitert. Seine 130 m Durchmesser, 38 m Höhe und 66 Sitzreihen boten 24.000 Zuschauern Platz.

Im Hintergrund sieht man einen Teil der einst 500 m langen "Arkadiane", einer Prunkstraße, die zum Hafen führte, der etwa dort lag, wo sich heute ein braunes Schilfgebiet erstreckt.

 

Affodeline

Mandelbäume

Euromos (Zeustempel):

Euromos liegt nördlich der Stadt Milas. Der römische Tempel aus dem 2. Jh. gehört zu den besterhaltenen antiken Bauten der Türkei. Von den ursprünglich 32 korinthischen Säulen steht noch die Hälfte.

 

 

Inschrifttafeln an den Säulen erinnern noch heute an die jeweiligen Finaziers der einzelnen Säule.

 

Der Tempel im Abendlicht

 

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